Katrin’s Kitchen Diaries und die Magie des Backens
von dorastochter
Backe Backe Kuchen
Haben Sie auch schon angefangen zu backen? Katrin hat damit nie aufgehört... Backen ist ihre grosse Leidenschaft und so bäckt sie rund ums Jahr: Kreativ, saisonal, nährend und vor allem mit unendlich viel Liebe. Wenn ich sie „Katrin die Grosse“ nenne, so tu ich dies weniger wegen ihrer beeindruckenden körperlichen Grösse als vielmehr wegen ihrem überaus grossen Herz, aus welchem sie so reichlich schöpft und schenkt. Dieses grosse Herz ist denn auch in ihrem Blog „Katrin’s Kitchen Diaries“ zu spüren, auf welchem sie die Kreationen aus ihrer Küche augen- und gaumenschmeichelnd präsentiert – eine einzige Freude und eine Seite voller Inspiration, die ich Ihnen gerne ans Herz lege. Eine Kostprobe davon finden Sie unten im PDF.
Wir haben eine ganze Nacht im Backofen
Die meisten Menschen haben, wie eben auch Katrin, ganz intuitiv einen Zugang zu dieser ursprünglichen Form von „Magie“, wie wir sie rund ums Backen finden. Sie ist tief in unserer Kultur verankert und mit jahreszeitlichen Bräuchen verbunden, wie zum Beispiel der Weihnachtsbäckerei oder den Faschingstraditionen mit ihren besonderen Gebäcken. Mein kleiner Neffe hat einmal zu seiner Mutter gesagt, er wünscht sich, dass sie zusammen backen, ganz viele Sterne ausstechen und einen Mond – und dann hätten sie eine ganze Nacht im Backofen. Dass er damit ein geradezu mythisches Bild entworfen hat, wird ihm kaum bewusst gewesen sein. Denn der Backofen ist sehr viel mehr als einfach ein Gerät, in welchem man Brot und Kuchen bäckt. Das kommt im Grimm’schen Märchen von Frau Holle, wo sich das Brot in einem wundersamen Backofen wie von selbst vermehrt, ebenso zum Ausdruck wie in den Märchen von der russischen Baba-Jaga, die als eine Hüterin des Feuers, auf ihrem grossen Ofen liegt oder in der Geschichte vom „Weihnachtsmann“, der seine Gaben – ausgerechnet – durch den offenen Kamin in die warme Stube bringt.
Die Symbolik des Feuers
Feuer spendet nicht nur Licht und Wärme, es lässt auch unsere Nahrung gar werden und bildet allgemein einen Ort, an dem man sich gerne trifft. Daneben hat Feuer aber auch einen äusserst zerstörerischen Aspekt. Aus Holz macht es Asche, aus Toten Rauch. Wo Wälder niederbrennen ist die Erde später besonders fruchtbar und aus dem Herd der Zerstörung geht neues Leben hervor. Seine vielschichtige Symbolik als ein Element der Wandlung ist entsprechend und zeigt das Feuer immer wieder auch als ein Bindeglied zu den Ahninnen und Ahnen. Als die Menschen das Feuer vermehrt in die Häuser hinein getragen haben, ist der Feuerkult mit seiner Symbolik auf Herd und Ofen übergegangen. Dort am Herd werden den Ahninnen und Ahnen die Speisen gereicht, werden sie um Hilfe gebeten und um Rat angefragt. Und dort finden die Seelen der Ahninnen und Ahnen auch wieder zurück ins Leben – jedenfalls in jenem Weltbild, das dieser Symbolik zugrunde liegt und im Zuge des ewigen Werdens, Vergehens und Wiederkehrens von der Wiedergeburt allen Lebens ausgeht.1
Der Backofen als Mutterleib
Auch das Backen von Brot und Kuchen geht in seiner Bedeutung weit über das Alltägliche hinaus, denn es ist Teil dieser allumfassenden Magie von Werden, Vergehen und Wiederkehren.2 Das geerntete und verarbeitete Korn wird im Ofen, der als Mutterleib gilt, zu Brot gebacken, das wiederum Leben nährt und erhält. Die Archäologin Marija Gimbutas weist explizit auf die Symbolik des Backofens hin, der bereits in der Jungsteinzeit als der schwangere, ewig schenkende Bauch der Göttin (Göttin als die Natur selbst) gesehen und in entsprechender Form gebaut wurde.3 Noch heute sind dies Bilder in umgangssprachlichen Redensarten für Schwangerschaft greifbar, wie zum Beispiel in den Metaphern „sie hat ein Brot im Ofen“ oder „einen Braten in der (Ofen-)Röhre“.
Schenkende Ahnen
Gerade die Weihnachtsgebäcke stecken voller alter Symbole. In der längsten Nacht des Jahres wird das Licht neu geboren (Wintersonnwende). Mit der Lichtgeburt zu Weihnachten wird auch die Wiederkehr des Lebens beschworen. Diese dunkelste Zeit des Jahres gilt deshalb auch als eine Zeit, in welcher die Ahninnen und Ahnen uns mit den Gaben der Anderswelt beschenken – sie bedenken uns mit den unermesslichen Schätzen der Anderswelt, mit Nüssen und Äpfeln, mit Birnen und Plätzchen, Lebkuchen und Honigtirgeln. Nicht umsonst finden wir auch auf vielen alten Gebildbroten wie etwa den Anisplätzchen Symbole des Lebens. Das ist denn schliesslich auch, was sich hinter dem Bild des Weihnachtsmanns über dem hohen Schornstein verbirgt: Ein schenkender Ahne aus der Anderswelt. Und die kosmische Göttin, die ihren weiten dunklen Himmel über uns ausbreitet: Ich glaube, sie hat nicht nur eine ganze Nacht im Ofen, die in tausenden von Zimtsternen ein Ebenbild auf Erden findet, sondern auch eine Sonne, die darauf wartet, als grosser Feuerball aus der Tiefe der Herstellen und Öfen wieder in den Himmel empor zu steigen.
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Literatur
1 Petra Schönbacher; Das Feuer der Baba-Jaga. Matriarchales Urwissen als Chance, Wien 2006, S. 71 ff.
2 Erni Kutter; Schwester Tod, München 2010, S. 143
3 Marija Gimbutas; The Language of the Goddess, London 1989,
S. 147 ff.